Göteborg Effekt: Und alles, was nach dem Saunagebäude kam und warum

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Göteborg war früher eine eher unscheinbare Stadt. Heute hat sie sich zur heimlichen Hauptstadt Schwedens gemausert und das allein aufgrund der Architektur. Das Phänomen nennt sich der „Göteborg Effekt“.

Göteborg Effekt: Architektur führt in eine neue Zeit

Vereinfacht gesagt: Einst war Göteborg eine unscheinbare Stadt, die für viele Touristen eher eine Enttäuschung war. Doch heute wird sie selbst von namhaften Architekten als Schmelztiegel der Architektur bezeichnet. Der sogenannte Göteborg Effekt hat bewirkt, dass hier ein einzigartiges Ausflugs- und Urlaubsziel in Schweden entstanden ist, was anderen Regionen den Rang abgelaufen hat.

Schon ist von der „heimlichen Hauptstadt“ die Rede. Interessant ist dabei, dass das Geschehen nicht hauptsächlich in der Mitte der Stadt liegt, sondern in den verschiedenen Stadtteilen, die auch weiter vom Zentrum entfernt sind. Als Göteborg Effekt wird hier die Aufwertung der gesamten Stadt durch die architektonischen Meisterleistungen verstanden.

Alles fing mit der Sauna an

Die Sauna – Bastun – findet sich im Hafen Frihamnen. Die Bewohner Göteborgs selbst haben kollektiv mitgeholfen, damit die Sauna hier mit einem eigenen Pool im Hafenbecken entstehen kann. Schon allein dieser Zusammenhalt und das gemeinschaftliche Engagement sind für Göteborg typisch.

Die Sauna Bastun in Frihamn steht stellvertretend für den Göteborg Effekt (Foto: AdobeStock – Jonas Tufvesson)

Das Gebäude, welches für die Sauna gewählt wurde, besitzt eine große Bedeutung, denn es markiert denv Wandel der Stadt im Kleinen. Hier ging es um die Weiterentwicklung des ehemaligen Werftgeländes, wobei die Sauna heute eine der attraktivsten Locations in der Stadt ist. Sie steht für die Aufwertung der ganzen Stadt und stellt sozusagen den Grundstein für den Göteborg Effekt dar. Das Besondere: Das Erlebnis in der Sauna ist einzigartig und dazu noch völlig kostenlos!

Die Außenfassade der Sauna wurde aus ehemals bereits verwendeten Wellblechplatten gestaltet und passt sich hervorragend in das industrielle Ambiente ein. Die Duschräume im Inneren bestehen aus rund 12.000 gebrauchten Glasflaschen und sind ebenfalls im Sinne des Recyclings gewählt worden.

Die Sauna bietet je eine Abteilung für Herren, Damen sowie für beide Geschlechter. Sie ist an mindestens vier Tagen in der Woche geöffnet und bietet je ein Salz- und Süßwasserbecken zur Abkühlung. Das Design ist spektakulär und gewann 2015 den Preis des Architektenverbands von Västra Götaland.

Die Adresse: Frihamnen 7, 417 55 Göteborg

Der Göteborg Effekt und seine architektonischen Meisterleistungen

Die Sauna stellte nur den Anfang dar und schon bald wurde der Göteborg Effekt in vollem Umfang erkennbar. Dabei ist dieser gleichzusetzen mit dem bekannten Bilbao-Effekt. In beiden Fällen geht es darum, dass durch neue Gebäude oder architektonische Umwandlungen einer Stadt mehr Besucher dorthin gelockt werden.

Im Falle des Göteborg Effekts war der Erfolg sogar deutlich größer, als man anfangs zu hoffen gewagt hatte. Doch auch weitere Meisterleistungen sind erkennbar und haben Göteborg zu einem touristischen Anziehungspunkt sondergleichen werden lassen.

Kein Wunder bei dieser Architektur, dass es man vom Göteborg Effekt spricht ( Foto: Adobe Stock - Trygve )

Kein Wunder bei dieser Architektur, dass es man vom Göteborg Effekt spricht ( Foto: Adobe Stock – Trygve )

Touristische und architektonische Highlights: Der Göteborg Effekt geht weiter (Video)

§ Kville Saluhall

In Hisingen findet sich die Markthalle – Kville Saluhall -, die von Gustav Appell stammt und eine Nominierung für die wichtigste Architekturauszeichnung Schwedens (Kaspar-Salin-Preis) erhalten hatte. Einst waren in Hisingen die sozialen Probleme der Stadt besonders deutlich, mit der Umgestaltung der Markthalle wurde dies anders.

Verschiedene Architekten sehen Hisingen heute als einzige Spielwiese und toben sich wahrlich aus. Unterschiedliche Projekte werden hier verwirklicht, darunter der Turm Karlatornet. Dieser soll 240 m hoch werden und der höchste Turm von ganz Skandinavien sein. Die Fertigstellung ist für 2023 geplant, dann soll der Turm 73 Stockwerke hoch sein.

Die Adresse: Lindholmensallen, Göteborg

§ „Miksajo“

Mode ist Kunst, da sind sich die Designer einig. Daher ist es auch nicht zu weit hergeholt, eine Boutique mit einer Galerie verschmelzen zu lassen. „Miksajo“ wurde von Ali Davoodi gegründet und verbindet Mode und Kunst, wobei sich die Mode auf Herrenmode konzentriert. Auch Accessoires sind im Angebot enthalten und werden auf vielfältige Weise präsentiert. Die Innenausstattung der Boutique stammt von Staffan Holm, der einer der besten Möbeldesigner überhaupt ist.

Die Adresse: Victoriagården, Södra Larmgatan 16, 411 16 Göteborg

Video: Tag 6 unserer Schwedenreise 2018 – Zu Besuch in Göteborg

Göteborg Effekt im Wohnbereich?

§ Studio 1

Nicht nur Gebäude, die der Öffentlichkeit zugänglich sind oder dem Verkauf von Produkten dienen, unterliegen dem Göteborg Effekt bzw. machen diesen aus. Auch Wohngebäude sind hier mit inbegriffen und so kann ein Wohngebäude zum Designobjekt werden. Gelungen ist dies zum Beispiel mit dem Studio 1, für das die Architekten 2016 den Kaspar-Salin-Preis erhielten.

Der Stadtteil Örgryte wurde damit deutlich attraktiver, wobei dieser durch seine Nähe zum Delsjön, einem Naherholungsgebiet, ohnehin schon sehr interessant war. Das neue Wohngebiet namens Örgryte Torp besteht jetzt aus zwei vier- und fünfgeschossigen Gebäuden mit insgesamt 59 Appartements. Tiefgaragen und Gemeinschaftsflächen wurden integriert.

Die Gebäude selbst sind in Skelettbauweise mit Stahlbeton errichtet worden, eine Stahlrahmenkonstruktion bildet die Fassade. Die Anwendung des vorgeblendeten Mauerwerks war bereits im Stadtentwicklungsplan festgelegt. Der gesamte Komplex wirkt monolithisch und hat sich für Einwohner der Stadt zum Magneten entwickelt. Ein schönes Beispiel für den Göteborg Effekt!

Die Adresse: Sten-Åke Cederhöksgata, Örgryte Torp, Göteborg

§ Das Pigalle

Der Göteborg Effekt ist sogar im Hotelwesen erkennbar. Gemeint ist hier das Pigalle, ein Boutique-Hotel, das eine besonders persönliche Atmosphäre herstellt. Genormte Hotelkonzepte sind hier nie infrage gekommen, alles ist ein wenig anders. Touristen aus aller Welt lieben das Pigalle genau deswegen! Besucher fühlen sich in das Paris des 20. Jahrhunderts versetzt, alles wirkt luxuriös, teuer, sündhaft, dabei gleichzeitig warm und leidenschaftlich.

Das Pigalle liegt direkt im Zentrum Göteborgs und ist daher ein ideales Hotel zum Übernachten, wenn die Attraktionen in Schwedens heimlicher Hauptstadt besichtigt werden.

Die Adresse: Södra Hamngatan 2A, 411 06 Göteborg

Göteborg hat viele Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt ( Foto: Adobe Stock - joisbalu )

Göteborg hat viele Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt ( Foto: Adobe Stock – joisbalu )

Noch mehr Besuchermagnete in Göteborg (Video)

1. Maritiman

Mittlerweile dürfte Göteborg anderen Städten weltweit den Rang ablaufen und sich in Bezug auf neue Besuchermagnete nicht nur innerhalb Skandinaviens einen Namen gemacht haben. Ein weiteres Beispiel ist das neue Aquarium im Stadtteil Majorna. Das Maritime Museum (Maritiman) wird im Dezember 2022 seine Pforten öffnen und schon jetzt steht fest: Das hiesige Aquarium wird das neue Glanzstück sein. Das neue Aquarium ist rund 15 Mal größer als das frühere und stellt die Ozeane sowie den Lebensraum Meer in den Mittelpunkt. Hier geht es vor allem um die Meerespädagogik. Es gibt Versuchsaquarien sowie Streichelbecken, Besucher erhalten sogar einen Einblick in die Forschungsprojekte.

Die Adresse: Packhusplatsen 12, 411 13 Göteborg

Video: Göteborg – Urlaub im Schärengarten

2. Wisdome

Auch der Wisdome in Göteborg sucht seinesgleichen! Die größte Kinokuppel in ganz Schweden misst 57 Meter in der Höhe und hat einen Durchmesser von 26,5 Metern. Ab Frühling 2023 soll hier der größte Bildschirm des Landes mit einem 360°-Blick zu genießen sein. Den Besuchern werden virtuelle Reisen angeboten, die sie auf andere Art und Weise nie genießen könnten. In der Kuppel sollen bis zu 150 Menschen Platz haben. Das Wisdome-Projekt gehört zum Universeum in Göteborg und soll Dinge zeigen, die das menschliche Auge nicht sehen kann. Die Zuschauer reisen hier bis zum Urknall zurück und erleben die Entstehung der Welt hautnah.

Die Adresse: Universeum, Södra Vägen 50, 412 54 Göteborg

3. „Koka“

Zuguterletzt steht eine kulinarische Reise an. Besucher, die den Göteborg Effekt hautnah erleben, werden sicherlich auch das „Koka“ besuchen wollen. Ein Menü mit sieben Gängen ist ein echtes Erlebnis und schmeckt nicht nur gut, sondern lässt ein neues Restaurant-Konzept erlebbar werden. Die zeitgenössische Gastronomie Westschwedens wird hier sicht- und erlebbar.

Auch die Innenausstattung kann sich sehen lassen und wurde nicht umsonst 2016 mit dem Guldstolen-Preis prämiert. Eine unbedingte Empfehlung für alle Göteborg-Besucher! Der Restaurantinhaber besitzt übrigens auch einen Michelin-Stern, auf den er zwar einst verzichtete, den er aber heute doch wieder innehat.

Die Adresse: Viktoriagatan 12, 411 25 Göteborg

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