Am Wochenende hat es in fast ganz Deutschland kräftig geregnet. Der Boden kann’s gebrauchen – da sind wir uns wohl alle einig. In unseren Wäldern saugt der Boden die Feuchtigkeit auf und wir dürfen darauf hoffen, dass in den nächsten 2-3 Wochen die Pilze den Ruf erhören und aus dem Boden gekrochen kommen.
Pilze sammeln: Was erwartet uns?
Jetzt wird es am Wochenende wieder in unseren Ohren klingen, wenn Mutti sagt: „Wir gehen in die Pilze!“. Das Pilzesammeln mögen wir alle, hat es doch so ein bisschen was von Goldgräberei. Und im Wald liegt der typische herbstlich-moderige Duft in der Luft. Da atmen wir gerne tief ein und lassen den Blick über den Waldboden gleiten. Wo haben sie sich verkrochen, die Pilzchens? Die Kinder laufen ebenfalls entlang des Wegs und suchen fleißig mit! Wer wird den ersten Pilz finden? Etwa einen Pfifferling? Einen Steinpilz? Oder gar eine Krause Glucke?
Bundesnaturschutzgesetz und Bundesartenschutzverordnung:
Wildpilze sind geschützt
Waldpilze sind selten, gefährdet und stehen unter Schutz. Es gelten Grenzen für unsere Pilz-Ssammelleidenschaft, die wir berücksichtigen müssen. Wildpilze dürfen nur für den Eigenbedarf gesammelt werden. Hier gibt es verschiedene bundesrechtliche und landesrechtliche Regelungen. Das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) erlaubt: Jeder darf wild lebende Pilze pfleglich entnehmen und „sich aneignen“. Die Bundesartenschutzverordnung wiederum gibt vor, dass man geringe Mengen zum eigenen Verbrauch sammeln darf. Die Naturschutzgesetze und Waldgesetze der einzelnen Bundesländer lauten ähnlich.
Was ist eine geringe Pilzmenge? Alles, was für ein bis zwei Mahlzeiten reicht, gilt als geringe Menge. Wenn man eine ausgewachsene Familie von bis zu acht Personen betrachtet, kommt man so auf eine Obergrenze von zwei Kilo. Eine gesundheitliche Obergrenze gibt es auch noch: Wegen der Belastung unserer Pilze mit Strahlung und Schwermetallen sollte man ohnehin nicht mehr als 250 Gramm Wildpilze pro Woche verzehren.
Wie sammelt man Pilze am Besten?
Da kommt wieder der Klassiker zum Einsatz: Ein Korb oder Eimer, ein Küchenmesser und ein Bestimmungsbuch nimmt der gewiefte Pilzjäger mit in den Wald. Vorher sollte man sich auf einer Pilz-Lehrwanderung oder in einem Lehrfilme ein wenig Wissen angeeignet haben, um Speisepilze von giftigen Pilzen unterscheiden zu können.
Schneiden Sie den Pilz schneidet einige Zentimeter über dem Boden ab und bitte mit einem geraden Schnitt. So kann er im nächsten jahr wieder wachsen. Ausreißen ist unbedingt zu vermeiden! Legen Sie die Pilze locker in ihr Körbchen und quetschen Sie sie nicht. Pilze sind sehr pienzig, das Pilzfleisch wird schnell beschädigt.
Wo wachsen Pilze?
Es sind vor allem waldreiche und sandige Gebiete, in denen unsere Speisepilze vorwiegend gedeihen. Rund um das Wurzelwerk der Bäume wird man oft fündig. Eine hohe Luftfeuchtigkeit und milde Witterung wie wir sie jetzt gerade haben, fördern das Wachstum der Pilze in idealer Weise. Im Süden haben wir natürlich den Bayrischen Wald als Wohlfühlparadies für die kleinen Racker. Weiter im Norden gehen wir nach Mecklenburg-Vorpommerns, um Steinpilz und Co. zu jagen.
Welche Pilze eignen sich zum Sammeln?
Steinpilz / Boletus edulis (Juli bis November)
Vorsicht: Gerade junge Steinpilze (Boletus edulis) verwechselt man nur allzu leicht mit dem Gallenröhrling. Nicht, dass er giftig wäre, aber er ist sehr, sehr bitter und vergällt einem schnell die Lust am Pilzragout. Unser Steinpilz ist wohl des Deutschen liebster Pilz – und auch der bekannteste. Fleißige Pilzsucher finden ihn so ab Spätsommer in Nadelwäldern oder Mischwäldern, meist auf sandigen Böden. Er ist ein sogenannter Dickröhrling und wächst kräftig und dickfleischig. Der junge Steinpilz ist enorm fest, was ihm auch seinen Namen verliehen hat.
Sein Stiel ist bauchig , hell und trägt den manchmal zwischen acht und 30 Zentimetern großen Hut. Junge Steinpilze tragen einen hellbraunen Hut, im Laufe seines Lebens färbt sich der Hut dann dunkelbraun. Die jungen weißen Röhren werden mit zunehmendem Alter gelblich bis olivgrün. Das Fleisch ist weiß, verfärbt sich an den Schnittstellen kaum. Steinpile schmecken sehr nussig. Unsere Nase genießt immer zuerst, denn der Steinpilz lässt sein Aroma schon während des Sammelns aus dem Körbchen aufsteigen.
Marone oder Braunkappe (Juni bis November)
Wer das Glück hat, eine Marone (Boletus badius oder Xerocomus badius) zu finden, der hat seinen Korb recht schnell gefüllt, denn die Marone ist ein echtes Rudeltier! Anders als der Steinpilz besitzt die Marone keine Netzzeichnung am Stiel. Besonders unter Kiefern und Fichten findet man ihn. Sein brauner Hut ist an der jungen Marone eher halbkugelig, sonst eher flach. Die Röhre ist am Jungpilz weißlich, sonst gelblich oder olivgrün. Vorsicht: Wenn man den Stiel drückt, wird er schnell bläulich. Im Alter wird die Marone manchmal schwammig.
Pfifferling (Juni bis Oktober)
Pfifferlinge (Cantharellus cibarius) lieben das Moos am Waldboden. Der Falsche Pifferling sieht ihm recht ähnlich, ist allerdings eher orange gefärbt. Wer den falschen Pifferling erwischt, wird mit Verdauungsstörungen rechnen dürfen. Der Pfifferling ist wegen seines hellen, meist dottergelben Huts bekannt als Eierschwamm. In unseren Laubwäldern und Nadelwäldern finden wir ihn. Gerade nach heißen und schwülen Tagen zeigt er sich besonders gerne. Sein gelbes Leuchten sehen wir im Moos unter Fichten und Kiefern und unter Buchen und Eichen. Der Hut wird bis zu zwölf Zentimeter breit. Im Alter ist er ziemlich trichterförmig. Der drei bis acht Zentimeter misst der Stiel und mündet unter dem Hut in einen dicken und oft gegabelten Leisten. Sein helles, festes Fleisch besitzt einen fruchtigen und lieblichen Duft nach Aprikose.
Bildnachweis: © shutterstock – Titelbild Andrei Dubadzel, #1 + #3 muuraa, #2 Vit Rejchrt