Das Fest des jungen Weines in Gau-Algesheim erlebte in diesem Jahr seinen 67. Geburtstag. Für vier Tage traf man sich im rheinhessischen Gau-Algesheim bei guter Laune, vorzüglichem Wein und allerlei Leckereien.
Das 67. Fest des jungen Weines in Gau-Algesheim
Man tut gut daran, früh anzukommen, denn Parkplätze sind begehrt. Ob dies nun daran liegt, dass es davon wenige gibt oder ob schlicht der Andrang der Besucher sehr groß ist – das lassen wir mal dahingestellt. Vielleicht ist es ein wenig von beidem.
Fest steht jedenfalls, dass es den Rheinhessen von nah und fern hier gefällt. Der Stadtkern ist abgesperrt und man deponiert sein Gefährt in der Banlieue, sofern man nicht so klug war, gleich per Bahn anzureisen. Der Bahnhof ist nicht allzuweit und die Züge verkehren oft.
Per pedes macht man sich auf in die Innenstadt von Gau-Algesheim. Innen-„stadt“? Ja, Gau Algesheim hat Stadtrechte. Im Jahr 2016 feierte man 1.250 Jahre Gau-Algesheim und am 23. August 1332 verlieh Kaiser Ludwig der Bayer dem damaligen Ort Algesheim die Stadtrechte. Damit erlangte Algesheim das Recht auf Ummauerung und einen Wochenmarkt.
Stadt hin, Stadt her – Gau-Algesheim strahlt noch immer Beschaulichkeit aus, auch wenn es in das hektische Rhein-Main-Gebiet eingebunden ist. Das spürt man gleich, wenn man gen Marktplatz schreitet. Gleich zur Linken öffnet sich der erste Hof und lädt zum Verweilen ein. Wir sind nicht die Ersten und so mancher Rheinhesse und Weinliebhaber hat sich bereits hier eingefunden und niedergelassen. Frohsinn spürt man hier.
Nur um das klarzustellen. Frohsinn hängt nicht vom Wein ab. Aber er wird vom Wein deutlich gefördert! Das kommt deutlich rüber. Es wird so manches Glas gehoben und aller Orten wird gelacht und palavert.
Nähert man sich dem Marktplatz, lohnt es sich, das Auge links wie rechts schweifen zu lassen. Die Gebäude sind – nennen wir sie historisch. Alt und doch wohl erhalten und gepflegt. Sie grüßen aus einer längst vergangenen Zeit, doch verzichten sie auf morbiden Charme und sie strahlen eine saubere Gemütlichkeit im Hier und Jetzt aus. Ich spüre das Leichte an dieser Umgebung und mit zunehmendem Wohlgefühl streben wir dem Marktplatz entgegen. Wir – das sind meine Holde und meine Wenigkeit. Familienausflug ist heute mal zu zweit und ohne Kiddies angesagt.
Auf dem Marktplatz ist gelinde gesagt schon sehr viel los. Die Pforten haben doch erst vor 35 Minuten geöffnet. Offenbar kam man recht pünktlich. Die Häuser am Marktplatz sind mit farbigen Strahlern illuminiert. Das Licht des Tages wird zunehmend schwächer und die leuchtenden Farben der Strahler übernehmen die Macht. Der Stimmung tut es gut, die Menschen sind ausgelassen.
Auf dem Marktplatz steht ein Weinzelt, davor der kulinarische Stand des „Timorossi“ – allhier kein unbekannter Name. Wer jetzt die deutschen Klassiker erwartet hatte – Curry- und Bratwurst, Schnitzel, Spießbraten – der wird bitterbös enttäuscht. Nun, enttäuscht muss man nicht sein, ganz im Gegenteil. Timorossi hat hier zauberhaftes zu bieten. Wir können uns dem nicht entziehen. „Tapasteller“ und „Feigentöpfchen“ nennt es sich, was uns da ins Netz geht. Mit zusammen neunzehn Euro nicht billig, aber günstig.
Der Tapasteller entpuppt sich als Versammlungsort vieler kleiner Leckereien, das Feigentöpfchen offenbart mit Käse gefüllte Feigen, zu beiden gibt es reichlich selbstgebackenes Brot, das urig lecker schmeckt. Es liegt in meterlangen Laiben bereit, wird in duftenden Viertelscheiben in vielerlei Sorten angereicht.
Auch vor dem Weinzelt gibt es – Wein. Wer hätte das gedacht. Ja, ein Glas zu den Leckereien – das tut gut. Drinnen im Weinzelt ist fröhliche Stimmung. Man isst und spricht und lacht. Die Menschen hier fühlen sich wohl, das ist nicht zu übersehen.
Weiter seitlich am Marktplatz hat auf der Bühne eine Big Band aufgebaut. Es wird Musik geben. Rund um den Marktplatz wird noch mehr geboten. Ein jeder trägt hier zu Gelingen des Fests bei, die anwesenden Rheinhessen wissen es zu schätzen.
Im Eiscafé Napolitano muss es noch ein Eis sein. „Erdbeer und Stracciatella in der Waffel, bitte.“ Wir streifen noch ein wenig durch die Seitenstraßen. Hier ist auch Stimmung, doch der Bär tanzt ganz klar am Marktplatz. Weiter hinten ist noch ein weiteres Zelt, aber dort liegt recht frostige Stimmung in der Luft, wir schwenken wieder um. Gegenüber tummelt sich die Jugend naklar am Autoscooter. Daran hat sich nichts geändert. In einer Seitenstraße, der Weingasse dringt Musik ans Ohr. In der Holzwurmklause ist gute Laune, die von einem Schifferklavier aufs Kräftigste gefördert wird.
Ein schöner Ausflug war es. Im nächsten Jahr sollte man mit Freunden kommen. Dann bleibt man auch etwas länger und genießt die Stimmung noch etwas mehr.
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